Lernkonzept oder wie ist es bei uns in Deutschwerkstatt?

Wie lernen Kinder Sprachen und was brauchen sie dafür?

Kinder sind pragmatisch und lernen systematisch, exakt und beständig. Dafür müssen aber die Erwachsene, seien das die Eltern, Erzieherinnen oder Lehrerinnen, Bedingungen schaffen. Es ist sehr gut, wenn der Sprachinput regelmäßig, natürlich und reichhaltig in allen Sprachen wäre. Im Alltag ist das aber oft unmöglich und bei mehreren Sprachen kann das nie parallel laufen.

Deswegen: allerwichtigste ist, in struktureller Hinsicht (Grammatik) vielfältig mit den Kindern zu sprechen. Das ermöglicht unsere Deutschwerkstatt. Auch die Kinder, die wenig Deutsch sprechen, brauchen komplexe Sätze um Erfahrungen mit dem deutschen Sprachsystem zu üben. Zu oft redet man in Befehlsform mit den Kindern, die wenig Deutsch verstehen z.B. „Pass auf!“, „Tür zu!“, „Alle Kinder mal zu mir!“ Durch die Vereinfachung und Benützung von Ja/Nein Fragen und Antworten lernen Kinder keine Sprache. Deswegen erweitern wir immer die Teilelemente einer einfachen Äußerung zu einem korrekten Satz, bemühen uns viel und oft zu wiederholen und manche falsche Sätze richtig umzuformulieren. Die Ausspracheübungen und die Wortwahl sind bei Deutschwerkstatt immer alter- und sprachstandabhängig. Die Arbeit ist organisiert in kleinen Gruppen um genaues Hinhören und Hinschauen zu ermöglichen. Bei uns in Deutschwerkstatt sprechen alle Deutsch als Zweitsprache, somit braucht niemand scheu zu sein, wenn mal ein Wort komisch ausgesprochen wird oder wenn die Grammatik durcheinander war.

Lernkonzept 1
Lernkonzept 1
Lernkonzept 1
Lernkonzept 1
1. Sprechrunde

Jede Sprechrunde hat zwei Teile

a) sich vorstellen:

Ein Stoffball werfen wir zu einander herum. Ich beginne jede Runde mit einem einfachen Satz, z.B. „Ich heiße Carla. Wie heißt du?“ Das Kind antwortet nach dem vorgegebenen Schema und stellt seinem nächsten Nachbarn dieselbe Frage. Wenn die Runde beendet ist, folgen weitere Frage-Antwort Kombinationen.

Die Vorstellungsrunde eignet sich auch gut für das freie Sprechen bezogen zu einem gewählten Thema, da viele Kinder nach dem Vorstellen sehr sprechbereit sind.

Lernziele:

  • Sprechen in ganzen Sätzen
  • Unterscheidung zwischen Fragen und Antworten
  • Erlernen wichtiger personenbezogener Daten: Alter, Wohnort, Namen der anderen Kinder
  • Das freie Sprechen wird gefördert (Mir geht es heute gut, weil…)
  • Das Zählen wird gelernt (manche kleinere Kinder müssen erst mal ihr Alter an den Fingern abzählen und verstehen erst nach Wochen den Zusammenhang zwischen Zahlen und Alter)
  • Förderung des Gemeinschaftsgefühls und Gruppenzugehörigkeit

b) Vom Lernthema abhängig singen und üben wir verschiedene Kinderlieder

Lernziele:

  • besseren Konzentration und Aufnahme des Wortschatzes und der Grammatik
  • wir fördern Motorik und Körpergefühl, verschiedenen Körperteilen benennen
  • verschiedene Bewegungen ausführen und benennen können (verbeugen, schütteln, ziehen, drehen)
  • Adjektive lernen (flink, schwer, klein, dick)
  • Verben, ihre Bedeutung und Konjugation: ich trinke, du trinkst, wir alle trinken Wasser
  • Personalpronomen üben: ich, du, er, sie, es, wir, ihr, Sie
  • Unterscheidung zwischen männliche und weibliche Endungen
  • Unterscheidung zwischen bestimmtem und unbestimmtem Artikel (eine Hand, die Hand)
  • Unterscheiden zwischen Einzahl und Mehrzahl (Wir schnippen mit den Fingern. Ein Finger, die Finger)
2. Wortschatz und Grammatik

Wortschatz und Grammatik

a) Das Prinzip

Um den Kindern das Erlernen neuer Wörter mit dem dazugehörigen Artikel generell zu erleichtern, ordnen wir die Artikel bestimmten Farben zu:

  • der = rot
  • die = blau
  • das= gelb

Immer wenn neue Wörter gelernt werden, werden sie zugleich mit den entsprechenden Farben eingeführt. Durch die Verknüpfung von Artikel und Farbe wird das Lernen automatisiert.

b) Ablauf

Die Kinder sollen sich jeweils zwei Dinge aus einer vorbereiteten Sammlung Spielsachen oder Karten aussuchen. Dann legt jedes Kind seine ausgesuchten Gegenstände in die Mitte des Stuhlkreises und erzählt, was es sich ausgesucht hat. Ich frage die Kinder, wie man die Gegenstände sortieren kann, was zusammengehört und warum. Manche Dinge gehören zusammen, weil sie dieselbe Form oder Farbe haben, und manche, weil man sie essen oder mit ihnen spielen kann. Danach erzähle ich, dass man die Gegenstände auch auf eine andere Art und Weise sortieren kann. Denn die Dinge haben nicht nur einen bestimmten Namen, sondern es gehört auch zu jedem Namen ein Artikel. Ich erkläre den Kindern, dass es drei Artikel gibt: DER, DIE, DAS. Beim Nennen der Artikel lege ich die entsprechende Farbtafel nacheinander auf den Boden. Die Kinder sprechen mir nach, z.B. der Ball, der Stift, die Perle, das Brot.

Fragenrunden für Grammatikübungen:

  • Was hast du?
  • Was legst du hin?
  • Wo ist ….?
  • Einzahl und Mehrzahl
  • Silbenklatschen

c) Am Abschluss der Wortschatzrunde singen wir „Der, die, das Lied“ und zum Schluss „Händewaschen“

Mit diesem Lied leiten wir in die Pause eingeleitet. Die Kinder wissen, dass sie jetzt in ihre wohlverdiente Pause entlassen werden und machen voll Begeisterung mit.

3. Gemeinsames Essen

Entspannen, gemeinsam essen und aktives Zuhören

a) Wir reichen uns die Hände und sprechen zusammen ein Reim zum Essen. Danach reden wir über das Essen: „Ich habe einen Apfel dabei.“ „Was hast du dabei?“

Das Kind zählt auf, was er oder sie in der Brotdose hat, und fragt das nächste Kind bis alle dran waren.

b) Aktives Zuhören üben

Während die Kinder noch mit Essen beschäftigt sind, hören wir uns eine Hörgeschichte an oder ich lese etwas vor, bei dem sich die Kinder aktiv beteiligen können.

c) Über allgemeine Themen entspannt reden

Bis die letzten Kinder fertig mit dem Essen sind, spreche ich verschiedene immer wiederkehrende Themen an. Meistens sagen wir gemeinsam die Wochentage auf, reden über die Jahreszeiten oder feiern Geburtstage

4. Malen und Basteln das Gelernte zu Festigen

Malen, schneiden, kleben

Um die erlernte Wörter zu vertiefen, basteln nach der Esspause wir mit den Kindern.

a) Hintergrund abhängig von der Artikelfarbe ausmalen

Die Kinder malen den Hintergrund der Bilder in rot, blau oder gelb an. Dabei ermuntern wir sie, den Namen der Abbildung und deren Artikel vor sich hin zu flüstern.

b) Abbildung anmalen

Ist der Hintergrund bei allen Bildern fertig, bekommt das Kind noch eine Malvorlage. Jetzt kann das Kind die Abbildungen nach einer Vorlage bunt ausmalen.

5. Abschlusslieder

Abschlusslieder

Je nachdem, wieviel Zeit verbleibt, spielen wir am Ende noch ein Spiel und singen unsere zwei Abschlusslieder. „Bello Bello“ ist ein beliebtes Spiel, das nicht allzu viel Zeit in Anspruch nimmt. Als Abschlusslieder singen wir meistens: „Teddybär, Teddybär“ und „Alle Leute“.

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