Grammatik – ja, aber warum so früh?
Zwei Beispiele für Sie als Antwort.
a) Gebrauch der Artikel
Nicht in allen Sprachen gibt es, wie in der deutschen Sprache, 3 Artikel (der, die, das). Einige Sprachen kommen beispielsweise mit einem einzigen Artikel aus und manche, wie die türkische Sprache, sogar ganz ohne. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass M. den ihm in seiner Muttersprache bekannten Sprachgebrauch OHNE Artikel in die deutsche Sprache überträgt und Sätze bildet wie: „Das ist Hand und mit Hand kann man klatschen.”
Nach Einführung der 3 Artikel im Zusammenhang mit farblicher Kennzeichnung (der-rot, die-blau, das-gelb) und verschiedenen Zuordnungsübungen gelingt es M. nach 3 Monaten innerhalb der Übungssequenzen den richtigen Artikel zu gebrauchen. Einige Zeit später zeichnet sich ab, dass er nun auch in seiner Spontansprache versucht, artikel zu verwenden. Durch sprachliches Begleiten beim Spiel und korrektives Feedback seitens der Gruppenleitungen wird weiter geübt, nicht nur irgendeinen der 3 Artikel, sondern den richtigen in der Spontansprache zu gebrauchen. So gewinnen die Kinder immer mehr Sicherheit beim Bilden korrekter Sätze.
b) Phonetik
In unsere Deutschwerkstatt kommt ein kleines Mädchen. K., sie spricht kein R. Fast jeder Satz hört sich für Ihre Spielkameraden Lustig an. Zum Beispiel: „Wenn Ludi mit dem Loller lollt” dann erntet sie Lacher.
Deswegen üben wir mit allen Kindern gurgeln. Jeder hat einen Becher wasser und in der Mitte steht eine große Schussel. Nun wird gegurgelt was das Zeug hält. Mit viel Spaß wird das Wasser in die Schüssel gespuckt. Nach drei Wochen spricht K. nur noch selten ein L statt einem R. Sie hat auch zu Hause beim Zähne putzen geübt, berichtet sie stolz.